Nachhaltiges Investieren: gewinnbringend für alle!?

Zwei nach oben geöffnete Hände, in denen Geldscheine liegen

Wir treffen nicht nur an der Supermarktkasse und beim Online-Shopping eine Entscheidung für oder gegen den Klimaschutz, für oder gegen ein faires Wirtschaften. Auch beim Anlegen unserer Ersparnisse haben wir die Wahl. Dabei stellen sich allerdings viele die Frage: Muss ich bei einer „grünen“ Geldanlage auf eine angemessene Rendite verzichten? Studien zeigen regelmäßig, dass 80 bis 90 Prozent der nachhaltigen Fonds eine gleiche oder sogar bessere Rendite erzielen als ihre konventionellen Pendants. Hinzu kommt, dass sie widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen sind. Man denke dabei an den Öl- oder Gaspreis, der mal in die Höhe schießt und im nächsten Moment stark fällt, oder an die Rüstungsindustrie.

Breit streuen, „Trends“ meiden

Wichtig ist, dass dies nur für breitgestreute Fonds und nicht für Branchenfonds gilt. Diese fokussieren sich, wie der Name bereits vermuten lässt, auf lediglich eine Branche, wie die Solarindustrie, E-Autos oder die Blockchain. Diese Anlagen können stark schwanken, sind somit riskanter und ausschließlich als Beimischung geeignet. Mehr Infos dazu bietet beispielsweise der Beitrag „Stimmt die Rendite bei ‚grünen’ Aktienfonds?“, der im August 2024 auf tagesschau.de erschienen ist.

Banken müssen Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen

Dass eine öko-soziale Geldanlage immer mehr Menschen wichtig ist, hat auch die EU erkannt. Im August 2022 traten als Ergänzung der sogenannten Finanzmarktrichtlinie MiFID II neue Regeln in Kraft. Seitdem müssen die Beschäftigen aller Banken eventuelle Präferenzen ihrer Kunden und Kundinnen beim Thema Nachhaltigkeit in der Wertpapier-„Anlageberatung“ berücksichtigen. Darüber berichtet hat unter anderem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz: BaFin). Allerdings fehlen leider Vorgaben, wie die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen genau vonstatten gehen soll. Kleine Anmerkung am Rande: Die Anführungszeichen um das Wort „Beratung“ sind bewusst gesetzt. Denn bei einer Bank bekommt Ihr (fast) nie eine unabhängige Beratung, die ausschließlich Euer Wohl im Sinn hat. Es sollte vielmehr als „Verkaufsgespräch“ bezeichnet werden. Häufig werden Fonds aus dem eigenen Hause angeboten, selbst wenn vergleichbare besser abschneiden, und kostengünstige ETFs, also börsengehandelte Indexfonds (im Englischen „Exchange Traded Fund“) verschwiegen.

Grafik mit lilafarbenem Hintergrund sowie orangefarbenen und grünen Elementen.
Mit einer nachhaltigen Geldanlage leisten wir ebenfalls einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt. Und das in Verbindung mit marktüblichen Renditen. (Bild: Umweltbundesamt, 2020)

Was nun genau „nachhaltig“ ist, darüber lässt sich lange und intensiv diskutieren. Deshalb ist die Bandbreite an Angeboten und Begrifflichkeiten enorm und die Glaubwürdigkeit reicht von „Greenwashing“, also dem grünen Anstrich eines konventionellen Produkts, bis zu sehr hoch. Genau aus diesem Grund kann dieser Beitrag lediglich einen Einstieg ins Thema und keine endgültige Lösung bieten.

Environmental, Social and Governance

Die Basen, auf denen nachhaltige Fonds aufbauen, sind sehr unterschiedlich. In vielen Fondsnamen findet sich beispielsweise die Abkürzung ESG. Die Buchstaben stehen für die drei englischen Wörter Environmental, Social and Governance, was im Deutschen so viel wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bedeutet. Wer sich dafür entscheidet, wählt „Nachhaltigkeit light“. Denn ausgeschlossen werden nur die nicht nachhaltigen Bereiche, mit denen das jeweilige Unternehmen mehr als fünf oder zehn Prozent seines Gesamtumsatzes erzielt. Dazu gehören Waffen verschiedener Art, Atomkraft, Glücksspiel und Tabak. Mit dabei sind aber Fracking, Kraftwerkskohle und Pornografie. Zusätzlich müssen sich die Unternehmen, deren Aktien im Fonds enthalten, dem UN Global Compact (Globaler Pakt der Vereinten Nationen) verpflichten. Mehr dazu findet Ihr auf der Website www.globalcompact.de. Bei einem weltweit anlegenden Fonds reduziert sich die Zahl der enthaltenen Firmen im Vergleich zum konventionellen Angebot deshalb auch nur um weniger als zehn Prozent.

Klassenbeste

Damit’s ein bisschen besser wird, ergänzen zahlreiche Anbieter ihre ESG-Angebote um weitere Vorgaben, die sich in zusätzlichen Abkürzungen im Fondsnamen widerspiegeln. Dazu gehören beispielsweise „Climate Change ESG“, deren oberstes Ziel die Reduktion von Treibhausgasen ist, und die „ESG Leaders“. Dieser Ansatz ist auch als „Best in Class“ bekannt und nimmt nur Unternehmen in den Fonds auf, die entsprechend ihres ESG-Ratings zur besseren Hälfte jeder Branche gehören. Dabei gehen die Anbieter davon aus, dass die „Belohnung“ der Besten Anreize für weniger gute schafft und diese künftig nachhaltiger handeln. Es soll eine Positivspirale in Gang gesetzt werden. Dadurch fallen immerhin mehr als 60 Prozent der nicht nachhaltigen Unternehmen raus. Wichtig zu wissen: Man legt man sich damit immer noch Aktien aus dem Bereich Öl und Gas ins Depot, sofern dieses „konventionell“, beispielsweise in geografisch günstigen Lagen, gefördert wird.

Es geht auch „grüner“!

Diese ersten Ansätze findet Ihr noch nicht so richtig zufriedenstellend? Dann könnt Ihr Euch auf den zweiten Teil dieses Beitrags freuen, der am 21. November erscheinen wird. Dann erfahrt Ihr, wie Ihr zu mehr Nachhaltigkeit in Eurem Portfolio kommt und welche Werkzeuge es für eine eigene Recherche gibt.

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