Slow Food: gut, sauber, fair

Bild: dunkelrote Kiste mit orangfarbenen Möhren. Drei besonders krumme Möhren sind vorne an die Kiste gelehnt.

Entschleunigung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge: Diese Begriffe begegnen uns in Ratgebern, Zeitschriften und Gesundheitssendungen all überall. Ich persönlich benötige, um all das zu zelebrieren, nur meine eigene Küche und eine bunte Palette an frischen Zutaten. Beim Schnippeln, Brutzeln und Garen der verschiedenen Lebensmittel, nimmt man sie sehr intensiv wahr und findet dabei seinen ganz eigenen Rhythmus. Dabei kommt dann allerdings schnell die Frage nach der Qualität und Herkunft des verwendeten Gemüses, des ausgewählten Fleisches und der frischen Pasta auf.

Qualität statt Fastfood

Genau damit beschäftigt sich schon seit fast vier Jahrzehnten die Organisation Slow Food, die 1986 im italienischen Bra gegründet wurde. Mittlerweile ist der Verein in mehr als 160 Ländern aktiv, zählt laut der eigenen Webseite 80 000 Mitglieder und mehr als eine Million Unterstützer und Unterstützerinnen. Dabei eint alle das gleiche Ziel: das Engagement für gute, sauber und faire Lebensmittel (im italienischen Original buono, pulito e giusto). Damit sind beispielsweise handwerkliche Prozesse zur Herstellung, eine zukunftsorientierte Nahrungsmittelproduktion und faire Preise sowohl für Produzenten und Produzentinnen als auch Konsumenten und Konsumentinnen gemeint.

Bild: Blick von oben in eine Messehalle mit vielen kleinen Messeständen und dazwischen zahlreiche Besucher
Der Markt des guten Geschmacks ist die Slow-Food-Messe in Deutschland. Sie findet jedes Jahr am Wochenende nach Ostern statt. (Bild: Messe Stuttgart)

Gegründet wurde Slow Food von Carlos Petrini, der bis 2022 auch Präsident des Vereins war, als Reaktion auf die Eröffnung einer Filiale von McDonald’s an der herrlichen Piazza Navona in Rom. Danach ging es Schlag auf Schlag. Nur drei Jahre später rief er die internationale Slow-Food-Bewegung ins Leben, 1996 folgte der erste „Salone del Gusto“, eine kulinarische Messe, und 2004 die erste Konferenz des Netzwerks „Terra Madre“, an der mehr als 4500 Bauern und Bäuerinnen aus aller Welt teilnahmen. Der Stellenwert, der dieser Konferenz von Beginn an zugerechnet wurde, lässt sich schon an ihrem Schirmherrn erkennen: Prinz Charles, von dessen Engagement für den ökologischen Landbau – und zwar schon seit Mitte der 1980er Jahre – noch viel zu wenige Menschen wissen.

Allen, die in der Metropolregion Stuttgart wohnen, sei der „Markt des guten Geschmacks“ ans Herz gelegt. Er findet jedes Jahr in der Woche nach Ostern im Rahmen der Frühjahrsmesse auf den Fildern statt. Gleich den Termin für 2025 vormerken: 24. bis 27. April. Bis dahin werdet Ihr hier noch mehr über Slow Food erfahren, beispielsweise von Passagieren der „Arche des guten Geschmacks“.

Tipps für den Alltag

Doch wie klappt es nun am besten mit der Umsetzung in der eigenen Küche? Nur saisonale und regionale Produkte verwenden? Das klingt für viele nach Einschränkung und Verzicht, denn in unserer Gesellschaft gibt es frische Tomaten 365 Tage im Jahr, Bohnen werden aus Marokko importiert und pünktlich zu Weihnachten findet sich Spargel aus Peru in den Regalen der Supermärkte – wozu auch immer! Wenn man diese „Einschränkung“ dagegen aus einer anderen Perspektive betrachtet, wird daraus schnell ein Gewinn. Zum einen werden die Lebensmittel schon aufgrund ihrer zeitlich viel knapperen Verfügbarkeit viel kostbarer.

Wer Spargel nur während der deutschen Saison auf seinem Teller weiß, freut sich beim letzten Spargelrisotto schon unglaublich auf das nächste Jahr. Mit Tomaten, die beim Bauern ums Eck gereift sind und frisch im Sugo landen – italienisch für Tomatensauce –, lernt man deren facettenreiche Aromen erst richtig kennen. Hinzu kommen Obst- und Gemüsesorten, die sich – auch dank des Sortiments auf Wochenmärkten und in Bioläden – (wieder) neu entdecken lassen: Pastinaken, die mit ihrer leichten Süße herrlich mit Kartoffeln harmonieren, Quitten, die sich wunderbar pikant zu einer Lammtajine verarbeitet lassen, und Rübchen aller Art. Um dem Slow-Food-Gedanken gerecht zu werden, ist es wichtig, beim Einkaufen auf qualitativ hochwertige und frische Lebensmittel zu achten, die dann auch ihr Geld „wert“ sind.

Kichererbsen mal anders

Bild: weißer Teller mit zwei Scheiben Brot, die mit Hummus bestrichen sind. Im Hintergrund der Stil eines Glases und eine Weinflasche
Für diesen Kastanienhummus lässt man die Kichererbsen keime. So können sie direkt weiterverarbeitet werden, ohne sie kochen zu müssen. (Bild: Simone Hübener)

Falls Ihr nun direkt Lust zum Kochen bekommen habt, habe ich hier noch ein Rezept für Euch:

Kastanienhummus aus gekeimten Kichererbsen

Zutaten für 4 Personen:
250 g gekeimte Kichererbsen
200 g gegarte Esskastanien
10 Esslöffel Olivenöl
Saft von ½ Zitrone
Gemüsebrühe nach Bedarf
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
1 Teelöffel gemahlener Kreuzkümmel
1 Prise Ceylon-Zimt
1 Packung Alfalfa-Sprossen (nach Belieben)

Zubereitung:
Die Kichererbsen abspülen und abtropfen lassen. Anschließend zusammen mit den Kastanien, dem Olivenöl, dem Zitronensaft und nach und nach Gemüsebrühe mit einem Pürierstab fein pürieren. So viel Gemüsebrühe hinzufügen, dass eine cremige Paste entsteht. Mit Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Zimt abschmecken.

Pro Person eine Scheibe Vollkornbrot und eine Scheibe helles Brot mit dem Hummus bestreichen. Jenen auf dem Vollkornbrot mit etwas Olivenöl beträufeln. Die andere Scheibe mit Alfalfa-Sprossen garnieren.

Guten Appetit!

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