Ökologisch und wertschätzend die Welt entdecken

Bild: Im Hintergrund ein weiß verputztes Haus mit braunem Dach. Davor eine große Rasenfläche mit einem Naturbadeteich

Mit der Sommersonne erwacht in vielen von uns die Reiselust. Damit verbunden stellt sich der eine oder die andere von uns vielleicht auch folgende Frage: Wie kann ich meinen Urlaub so gestalten, dass er möglichst ökologisch ist und die Menschen vor Ort profitieren statt irgendwelche großen Konzerne? Ganz so einfach wie bei Lebensmitteln und Kleidung ist es beim Urlaub noch nicht. Das gleich vorneweg. Doch es gibt verschiedene Anknüpfungspunkte, die man mit einer eigenen Recherche ergänzen kann.

Neben der Auswahl des Verkehrsmittels für die Anreise stellt sich die Frage nach der passenden Unterkunft und dem Programm. Der Zug sollte – wo immer möglich – erste Wahl sein, denn er ist die ökologischste Variante. Und er bietet die tolle Gelegenheit, dass sich die Reisenden unterhalten, Eltern und Kinder miteinander spielen können. Und aufgrund des Deutschland-Tickets fahren viele auch ohne zusätzliche Kosten. Jetzt mag der Einwand kommen, dass die Züge hierzulande häufig verspätet sind. Das ist richtig und ärgerlich und gleichzeitig sind in der Ferienzeit auch auf den Autobahnen Staus vorprogrammiert. Positiv ist auch, dass das Angebot an Nachtzügen wieder ausgebaut wurde und wird. Eine aktuelle Übersicht für das jeweils aktuelle Jahr und ganz Europa gibt es auf der Website www.back-on-track.eu. Ich habe mich beispielsweise Ende 2023 mit dem Nachtzug auf den Weg von Stuttgart nach Palermo gemacht – 25 Stunden Reisezeit, die ich sehr genossen habe.

Fliegen mit Bedacht

Um fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen, kann es hin und wieder auch nötig sein, ins Flugzeug zu steigen. Wenn dies mit Sinn und Verstand und selten getan wird – und man nicht zum Weihnachtsshopping für 3 Tage nach New York fliegt –, ist das meiner Meinung nach durchaus vertretbar. Denn: Der Anteil des CO₂-Fußabdrucks, der hierzulande durchschnittlich pro Kopf durch das Fliegen entsteht, beträgt gerade einmal 5 Prozent der Gesamtemission. Die Ernährung schlägt im Durchschnitt beispielsweise mit 15 Prozent zu Buche.

Europa und insbesondere Baden-Württemberg haben unglaublich viel zu bieten: von tollen Städten über steile Berge und verwunschene Wälder bis zu Sandstrand und Seen, wie hier der Federsee bei Bad Buchau. (Bild: TMBW / Denger)

Bei der Entscheidung für eine Unterkunft können verschiedene Siegel helfen. Allerdings lässt hier ein solches, wie das EU-Biosiegel für Lebensmittel, noch auf sich warten. Zertifizierte Bio-Qualität bieten die sogenannten Bio-Hotels. Was 2001 wenige Hoteliers ins Leben gerufen haben, ist mittlerweile auf 52 Häuser in Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien und Griechenland angewachsen. Verlass ist auch auf das EU-Ecolabel. Damit wird eine große Bandbreite an Unterkünften ausgezeichnet: vom Luxus- und Seminarhotel über Privatzimmer und Appartements bis zum Campingplatz. Die Kriterien wurden am 25. Januar 2017 von der EU-Kommission verabschiedet. Unabhängige Kontrollen garantieren, dass die Anforderungen auch tatsächlich erfüllt werden. Wer auch beruflich unterwegs ist, kann sich bei Konferenzhotels am Siegel „Certified Green Hotel“ orientieren. Etwas aufwendiger und mindestens genauso lohnenswert ist die individuelle Recherche, denn auch viele Hotels ohne Zertifikat oder Siegel bieten Frühstück in Bio-Qualität, achten auf eine nachhaltige Einrichtung der Zimmer oder achten sehr auf ihren Energieverbrauch.

Tipps für tolle Restaurants

Restaurantküche, in der eine Köchin gerade in einer Pfanne etwas flambiert
Essen, das mit viel liebe und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zubereitet wurde, darf bei einem nachhaltigen Urlaub nicht fehlen. (Bild: Biohotel Eggensberger)

Vor Ort angekommen warten in zahlreichen Städten Restaurants auf die Reisenden, die von Mitgliedern der weltweiten Initiative Slow Food getestet wurden. Der aktuelle Slow-Food-Genussführer Deutschland für die Jahre 2025/26 wird Anfang September erscheinen. 70 lokale Gruppen testen die Restaurant und Gasthäuser. Mehr als 440 empfehlenswerte haben Einzug in die neue Ausgabe gehalten. Besonders hervorgehoben werden unter anderem jene, die biozertifiziert sind oder ein herausragendes vegetarisches Angebot haben.

Auf den grünen Zug „aufgesprungen“ sind vor vier Jahren auch die Herausgeber des bekannten Guide Michelin, der sich der gehobenen Gastronomie widmet. Mit dem grünen Kleeblatt dürfen sich jene Restaurants schmücken, die auf vielfältige Weise nachhaltig handeln, beispielsweise durch den Kauf regionaler und saisonaler Lebensmittel, einen respektvollen Umgang mit den Erzeugern und Erzeugerinnen und der Schonung der endlichen Ressourcen unserer Erde. Die Zahl ist allerdings leider noch relativ gering: Bei nur rund 580 der knapp 17.500 weltweit empfohlenen Restaurants findet sich der „Grüne Stern“. Auf der Website des Guide Michelin lassen sich auch die 76 Adressen in Deutschland herausfiltern.

Weiter nach hinten blättern

Beim Planen des Freizeitprogramms empfiehlt es sich, die Ergebnisse auf den weiter hinten liegenden Seiten der Internetrecherche einzubeziehen. Dort lassen sich beispielsweise kleine Anbieter kulinarischer Stadtführungen, alternative Theater und Programmkinos aufspüren. Uns eines ist sicher: Der Aufwand lohnt sich auch hier!

Wer in Baden-Württemberg Urlaub machen möchte, der kann sich am Zertifikat „Nachhaltiges Reiseziel Baden-Württemberg“ orientieren. Reisende erkennen daran, dass sich das jeweilige Ziel überprüfen lässt und „sich zu einer konsequent nachhaltigen Ausrichtung verpflichtet hat“, wie auf der Website zu lesen ist. Schade nur, dass diese nur rudimentäre Informationen bereithält und nicht weiter ins Detail zu Anforderungen und Umsetzung geht. Auch sonst lässt sich über das Zertifikat quasi nichts finden.

Bis es ein glaubwürdiges, einheitliches Siegel geben wird, bleibt mir nur, Euch viel Spaß beim Zusammenstellen Eures ganz individuellen, nachhaltigen Urlaubs und eine gute Reise zu wünschen. Über Tipps und Anregungen, auf die Ihr gestoßen seid, freuen ich mich in den Kommentaren.

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