Mit unserer Kleidung ist das so eine Sache: Auf der einen Seite freuen sich vermutlich die meisten von uns immer mal wieder über eine neue Hose oder einen zusätzlichen Pullover, auch wenn der Schrank eigentlich noch gut gefüllt ist (hochwertige Kleidung kann sehr lange halten, wie mir der Blick in meinen Kleiderschrank beweist). Auf der anderen Seite verschlingt ihre Produktion sehr viele Ressourcen und die Bedingungen, unter denen die Menschen auf den Feldern und in den Fabriken arbeiten, sind in den meisten Fällen miserabel.
So legt beispielsweise ein konventionell hergestelltes T-Shirt einen Weg von rund 25.000 Kilometern zurück, ehe es bei uns in den Läden landet. Für die Produktion einer einzigen Jeans werden rund 8.000 Liter Wasser eingesetzt – das entspricht etwa 50 vollen Badewannen. Und auf konventionellen Bauwollfeldern werden immense Mengen an Pestiziden und Insektiziden versprüht. Insgesamt 14 bis 30 Mal pro Saison! (Quelle: www.kritischerkonsum.de) Was also tun? Die Möglichkeiten sind mittlerweile vielfältig, denn nicht nur wir Verbraucher und Verbraucherinnen werden langsam aber sicher kritischer, auch die Unternehmen selbst sind bedacht, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Kombinieren statt neukaufen
Das Beste ist natürlich, sich auf die wirklich nötigen Kleidungsstücke zu reduzieren und sich nur dann ein neues zu besorgen, wenn damit ein altes ersetzt wird, das nicht mehr getragen werden kann. Wer beim Kauf an Kombinationsmöglichkeiten denkt, hochwertige Kleidung erwirbt und diese pfleglich behandelt – gutes Lüften kann so manchen Waschgang ersetzen – reduziert den ökologischen Fußabdruck seines persönlichen Konsums und schont seinen Geldbeutel. Denn langlebige und nachhaltig produzierte Mode ist oftmals nur wenig teurer als sogenannte Fast Fashion: Bei einem durchschnittlichen T-Shirt macht der Anteil für Lohn und Material zusammengenommen lediglich knapp 13 Prozent des Ladenpreises aus. Manchen Schätzungen zufolge wäre ein nachhaltig produziertes T-Shirt hier in Deutschland nur 50 Cent teurer. Sollten wir uns an diesem Punkt vielleicht die Frage stellen, warum wir das nicht schaffen (wollen)? Auf alle Fälle unterstützt jeder Kauf eines ökologisch und fair produzierten Textils die Firmen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben.
Secondhand, Miet-Mode oder öko-fair
Die nachhaltigste Variante für Ersatz oder ein zusätzliches Stück sind die längst etablierten Secondhand-Läden, wie jene von Oxfam, ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Ehrenamtliche verkaufen gespendete Mode und der Erlös kommt den rund 3.000 lokalen Partnern zugute. Hinzu kommen verschiedene Internetportale, die für jeden Geschmack das Richtige anbieten sollten. Noch eher neu sind Plattformen für Miet-Mode, auf denen entweder ein professioneller Anbieter Kleidungsstücke bereitstellt oder es jeder und jedem von uns ermöglicht, die eigenen Stücke zu verleihen; teilweise sogar mit fest definierten Übergabestationen, um zusätzlich noch die Emissionen für den Transport zu reduzieren.
Wer sich ein neues Stück anschaffen möchte, kann sich auf eines der vertrauenswürdigen Siegel verlassen, die mittlerweile an unseren Textilien zu finden sind. Am einfachsten geht dies mit dem „Grünen Knopf“, der als erstes staatliches Siegel in Deutschland im September 2019 an den Start ging. Damals wurden lediglich die Schritte Färben und Bleichen sowie Zuschneiden und Nähen unter die Lupe genommen. Im Juli 2022 kam die Version 2.0, die nun auch die Rohstoffgewinnung umfasst. Hinzu kommt die Vorgabe, dass jedes Unternehmen bis zum 1. Juli dieses Jahres eine Strategie für die Zahlung existenzsichernder Löhne entwickeln muss.
Basis des Grünen Knopfs sind zwei Säulen: der Einhaltung unternehmerischer Sorgfaltsprozesse, wie einer verantwortungsvollen Lieferkette und einer transparenten Kommunikation, und der nachhaltigen Herstellung des konkreten Produkts. Dies ist mit einem anderen anspruchsvollen Siegel nachzuweisen. Dazu zählen GOTS, kurz für: Global Organic Textile Standard, Blauer Engel, Fairtrade Textile Production oder Oeko-Tex-Standard „Made in Green“ (nicht zu verwechseln mit dem Oeko-Tex-Standard 100!). Weitere Informationen finden sich beispielsweise im Slow-Fashion-Ratgeber des Umweltinstituts München e. V., einem gemeinnützigen Verein, der 1986 gegründet wurde, der kostenlos über die Website bestellt werden kann.
Weiterführende Informationen zu öko-fairer Kleidung
- Website „Siegelklarheit“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Infos zu Siegeln uns einer verlässlichen Bewertung
- Der Grüne Knopf mit vielen Informationen zu diesem staatlichen Siegel für nachhaltige(re) Textilien
- App „ToxFox“ des BUND: Schadstoffe in Produkten einfach erkennen
2 Kommentare
Super gute Übersicht! Aus UK kenne ich Oxfam schon länger – mit einem tollen Angebot.
Mietmode finde ich sehr spannend und Übergabestationen sind eine super Idee.
Dankeschön!